Riskanter Rausch aus dem Kiosk – Warum Lachgas in Deutschland ein Problem ist

Karl Lauterbach will den Verkauf von Lachgas an Jugendliche stärker regulieren. In anderen EU-Ländern ist das längst passiert.

Wer Lachgas einatmet, beispielsweise aus Luftballons, erlebt einen kurzen Rausch. Aber der Konsum ist riskant. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dringt auf strengere Regeln, um den Verkauf von Lachgas als Partydroge besonders an junge Leute einzudämmen. Dies sei ein erhebliches Gesundheitsrisiko und keine Kleinigkeit, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch (22. Mai) in Berlin. In Deutschland sind Verkauf und Konsum von Lachgas nicht verboten.

Lauterbach besorgt: Lachgas ist frei zu kaufen – Jugendliche greifen zu

Lachgas ist in herkömmlichen Sahnekapseln in den meisten Supermärkten zu kaufen. Seit Kurzem ist die Droge aber auch in großen Flaschen, die bis zu 2000 Gramm des Distickstoffoxid enthalten, im Verkauf. Es gibt sie unter anderem in Berliner „Spätis“ (Spätkaufladen). In Gifhorn bei Wolfsburg tauchten ein paar der Lachgasflaschen zudem in einem Waren-Automaten neben Süßigkeiten und Einweg-E-Zigaretten auf.

Lauterbach hält das nicht für vertretbar – besonders, wenn es sich bei den Käufern nicht um Erwachsene handelt. Denn die Droge nehmen laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zunehmend jungen Menschen und Minderjährige ein. „Die schnelle Verbreitung bei Kindern und Jugendlichen muss uns allen Sorge machen“, sagt der Gesundheitsminister. Er sei dazu mit den zuständigen Ressorts der Regierung im Gespräch, man werde hoffentlich bald zu Regelungen kommen. „Es kann auf keinen Fall so bleiben, wie es jetzt ist“, betonte er.

Das in höheren Mengen betäubend wirkend Gas ermöglichte vor mehr als 200 Jahren erstmals schmerzfreies Operieren. Inzwischen sind meist andere Narkosemittel im Einsatz. Die Union im Bundestag fordert ein Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige. „Narkosemittel aus der Medizin haben bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren“, sagte Gesundheitsexperte Tino Sorge (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Wie andere EU-Länder mit Lachgas umgehen

Lachgas ist in Deutschland nicht als Droge nach dem Betäubungsmittelgesetz eingestuft. Deshalb gibt es bis jetzt auch keine Regelungen oder Verbote. In einigen europäischen Ländern sieht das anders aus: In den Niederlanden ist der Besitz und Verkauf von Lachgas seit Anfang 2023 verboten. Im selben Jahr hat auch Dänemark das Mitführen von Lachgas ohne gewerblichen Gebrauch per Gesetz verboten.

Seit 1. Juni 2021 ist in Frankreich der Verkauf von Lachgas, mit dem Zweck psychoaktive Effekte auszulösen, verboten. Den Missbrauch der Droge konnte das Land damit nicht gänzlich einschränken. Die Stadt Paris beschloss deshalb 2023 ein eigenes Verbot: Minderjährige durften den Sommer über in Teilen der Stadt kein Lachgas zu sich nehmen. Nach Angaben der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen (EMCDDA) ist die Nutzung von Lachgas als Rauschmittel in allen EU-Ländern in den vergangenen Jahren stark gestiegen.

Lachgas-Konsum kann Lähmungen und Hirnschäden auslösen

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie warnt vor den gesundheitlichen Schäden durch das Einatmen von Lachgas. Bei Gebrauch blockiert das Gas Stoffwechselprozesse im Körper, an denen das Vitamin B12 beteiligt ist. Dabei kann die schützende Hülle der Nervenbahnen zerstört werden. Eine Übertragung von Nervenimpulsen ist dann nicht mehr möglich – mit gravierenden Folgen.

Wie andere Drogen kann Lachgas zwar nicht körperlich, aber psychisch abhängig machen. Der Rapper Haftbefehl sagt von sich selbst zum Beispiel, dass er Lachgas-abhängig war. Aufgrund einer Überdosis Lachgas musste er Medienberichten zufolge 2022 ein Konzert abbrechen. (Mit Material der dpa)